@Zauberer
Ich hab absolute Toleranz für jeden Menschen der sich, ob ich das widersinnig finde oder nicht, wie du es sagst, "mit RBL arrangiert". Was mich auf die Palme bringt ist, dass das jetzt auf einmal sozusagen Pflichtprogramm geworden ist, nur weil ein Typ von denen in einem weiss Gott nicht lebensentscheidendem Spiel ziemlich gut rübergekommen ist.
Für mich ist das die gleiche Tendenz, die schon in anderen Threads vorherrscht: es werden zwei Kategorien von Fans ausgemacht, und die Besserfans sprechen den Schlechterfans dann entweder die Urteilsfähigkeit oder die Leidenschaft ab. Letztes Jahr hat man mir zig Mal eine Art Mitverantwortung aufs Butterbrot geschmiert, weil ich in anderen Threads Team und Mannschaft des MSV gegen zum Teil gänzlich irrationale Vorwürfe verteidigt habe, so nach dem Tenor: wenn das nix wird, mit dem Aufstieg, dann können wir uns ja alle bei dir bedanken!
Nicht anders läuft es leider hier, im Nationalmannschaftsthread: findet man irgendwas nicht so toll, wird es persönlich, sogar die simple Eigenschaft, dass man ein "Mensch" ist, wird künftig in Anführungszeichen gesetzt, und es wird einem vorgehalten, man sei gar nicht an der Sache selbst interessiert, sondern nur daran, diesen schönen Thread zu schreddern. Viellecht sollte man dann das Ding hier in "Nationalmannschafts-Huldigungsthread" umtaufen, und fertig.
Ich weiss noch, wie Niersbach zurücktreten musste, was da von ein paar Leuten über die Presse abgeledert wurde, sogar über das wirklich vergleichsweise seriöse und längst nicht mehr politisch festzulegende SPON. Keine Ahnung, als ob die anderen alle nix zu melden haben, die einem korrupten Funktionär nicht in einer Art von Nibelungentreue die Stange halten. Grindel hingegen: juckt keinen, der Typ, obzwar er weiss Gott als viel näher dran am Amateursport gilt.
Ich hab auch eine tiefe Verbundenheit zur Nationalmannschaft, ich verehre Franz Beckenbauer, Netzer und Matthäus, und ebenso sehr Sammer und Kroos. Auch Effenberg, obwohl er damals rausflog, und viele weitere. Alle diese Leute waren/sind auch kritische Geister, die haben nicht einfach alles toll gefunden, was man sich beim Verband ausgedacht hat, und hätten die jetzige Entwicklung unter Löw, die für mich wieder auf einen Fussball hinausläuft, der zu labil ist, sicher nicht unumwunden gutgeheissen. Für mich waren es ganz schwerpunktmässig die kritischen und selbstkritischen Geister, welche den deutschen Fussball gross gemacht haben, und ihn auch heutzutage, wo Bierhoff alles dem Primat des Geldmachens unterstellt, statt ihm mehr repräsentieren sollten.
Wir haben diese klugen Leute, Kroos, Müller, Boateng und Hummels, auch Lahm war so einer. Und auf das Niveau gehört ein Timo Werner halt noch lange, lange nicht. Wenn ich selbst lieber Can, Kruse und Volland als Werner sehe, hat es auch damit was zu tun, dass ich diese drei frür ne ganze Ecke intelligenter halte. Aber auch damit, dass ich nicht glaube, dass wir es nötig haben sollten, bruchlos Elemente der Corporate Identity von RB-Brause zu übernehmen. Die Nationalmannschaft ist immer noch zuerst Repräsentantin des DFB, sie sollte als Vorbild aller fussballspielenden Jungs in der Bundesrepublik fungieren. Von denen weniger als ein Promille, oder so, jemals eine Chance haben werden, Profi zu sein. Sie muss alle mitreissen, die trotzdem gern Fussball spielen, und daher sehr viel mehr sein, als nur so eine reine Erfolgstruppe.
Daher hier das Element, dass Werner es ja masslos geschickt gemacht hätte mit seiner Profikarriere, als Begründung dafür reinzubringen, dass er dort steht, wo er jetzt ist: einfach nicht statthaft. Die Nationalmannschaft, wie ich sie sehe, soll Menschen begeistern, selbst ne Pille in die Hand zu nehmen. Sie soll nicht dazu ermuntern, möglichst schnell möglichst viel Rahm abzuschöpfen. Fussball hat auch mit Bescheidenheit und Unterordnung zu tun. Damit, dass man sich bewusst macht, dass man nur zusammen weiter kommt. Genau dafür steht aber RB explizit nicht. Deren Losung ist reine Selbstdarstellung, der bedingunslose Sieg gegen die Umgebung, das rücksichtslose sich Durchsetzen um jeden Preis.
Scientology fällt einem nicht umsonst ein, wenn man den Rangnick so reden hört, im Auftrag eines geheimnisvoll im Hintergrund bleibenden Meisters, und ein eigentlich altgedienter Mann wie Hasenhüttl mittlerweile ganz genau so redet. Da scheint fast eine geistige Verwandtschaft gegeben, und diese Denkweise repräsentiert ein Timo Werner nun mal ganz explizit. Ich möchte jedenfalls nicht, dass Vierzehnjährige damit anfangen, diesen reinen Egoshooter-Style nunmehr im Amateurbereich nachzuahmen.