@Don Zebro
Das ist aber eine rein statistische Bilanz, die nichts beinhaltet, was den Fussballfan eigentlich interessiert, so relevant sie für die Verkaufszahlen an der Trikot-Front etc. sein mag. Und "grosse" Spieler wird sie auch nicht anlocken. Insofern Bayern in der Richtung, sich mit den ganz grossen Namen des Business weiterhin gleichzusetzen, überhaupt weiter voranschreitet. Ich sehe den Kern der Diskussion da in der offenkundigen Unendschiedenheit, die man in der Vereinsführung beobachten kann. Und aus der resultiert, dass die Bayern im Gesamtergebnis irgendwie absurd schwammig wirken. Sprich, national ziehen alle den Schwanz vor denen ein, die schwächere internationale Konkurrenz genauso, aber wenn Real dann kommt, hat man schon irgendwie das Gefühl, die ziehen in der Allianz-Arena eine Art Testspiel auf.
Im Kontrast dazu hab ich mir gestern mal Atletico Madrid gegeben, die sich in der Euro-League in fast durchgängiger Unterzahl ein Unendschieden zuhause bei den "Gunners" aus den chronisch überlasteten Spielerkörpern pressten. Das ist mal eine Art, die Rolle als Underdog einfach anzunehmen und zu kultivieren! Ich würde Bayern von der individuellen Kapazität her absolut auf Augenhöhe mit Atletico einordnen. Die spielen aber nicht unter Druck immer eher pomadigen Pseudo-Weltfussball, sondern haben eine klare Linie seit Jahren, sind identifizierbar, polarisieren. Wenn Bayern sich mit so etwas mal versucht hat, habe ich persönlich sie, jedenfalls von der mannschaftlichen Leistungsentfaltung her und abgesehen von Hoeness und Rummenigge, immer bewundert, damals etwa unter van Gaal, auch vorher mit Hitzfeld.
Andauernd gab es aber jetzt Richtungswechsel in nachgerade absurden Ausschlägen der Amplitude, vom radikalen Gegenpresser und Apostel des totalen Fussballs schlechthin, Guardiola, ging es nahtlos über zum taktisch erzkonservativen Ancelotti, jetzt hat man Rotationsgenie und "Spielerflüsterer" Heynckes, der allerdings taktisch gesehen ein Stabilitätsfanatiker ist. Eigentlich ein Trainer für den sorgfältigen mehrjährigen Aufbau ist. Ob Kovac mehr geboten wird, als eine Übergangslösung zu sein, weiss man noch gar nicht. Er wäre aber prädestiniert dafür, aus den Bayern allmählich ein defensives Mentalitätsmonster nach dem Vorbild von Atletico zu formen, jedenfalls wenn er die nötige Zeit und die nachhaltige Unterstützung einer geschlossen agierenden Vereinsführung erhält.
Erscheint mir sehr unwahrscheinlich, ehrlich gesagt. Wäre aber nicht ungeil.