Regionalligist VfB Lübeck meldet Insolvenz an
Erster Fall - Einzelfall?
Von Marcus Bark
Fußball-Regionalligist VfB Lübeck hat Insolvenz angemeldet. Auch bei anderen Vereinen sieht es so aus, als habe der Kampf um die neue Dritte Liga schlimme finanzielle Folgen.
Auf der Internetseite des VfB Lübeck sieht es auch am Donnerstagmittag (10.04.08) so aus, als sei nichts geschehen. Es wird an der prominentesten Stelle weiter dafür geworben, ein paar Pixel im visuellen Stadion Lohmühle zu kaufen. Mit dem Geld, und sei der Betrag auch noch so klein, rücke "die Rettung ein Stück näher". Den Anhängern wird verschwiegen, dass die Rettung ihres Klubs seit Mittwoch in den Händen von Dr. Mark Zeuner liegt. Er ist der Insolvenzverwalter, den das Amtsgericht Lübeck bestellte.
VfB-Präsident Wolfgang Piest hatte am Mittag den Antrag auf Eröffnung des Verfahrens gestellt. "Wir haben am Dienstag eine Bestandsaufnahme vorgenommen und festgestellt, dass auf den Konten kein Euro mehr war", sagte Piest den Lübecker Nachrichten. Die Verbindlichkeiten belaufen sich auf vier Millionen Euro. Die nun zu groß gewordene Lücke im Etat soll bei 380.000 Euro liegen.
"Spielbetrieb ist sichergestellt"
Warum es so weit kam, habe "zahlreiche Gründe", sagt Zeuner im Gespräch mit sport.ARD.de. Der Insolvenzverwalter will keinen nennen, weil er "sonst vermutlich mit Fingern auf einige Leute zeigen müsste". Seine Aufgabe bestehe darin, sich die Bücher genau anzuschauen. Nach knapp einem Tag war er immerhin schon so weit, um zu sagen: "Der Spielbetrieb bis zum Ende der Saison ist sichergestellt."
Damit wäre eine Voraussetzung geschaffen, um in der kommenden Saison in der dreigeteilten Regionalliga weiter zu machen. Den sportlichen Kampf um die Dritte Liga, die ab der Saison 2008/09 eingeführt wird, hatten die Lübecker schon längst aufgeben müssen. Nur die jeweils zehn besten Mannschaften aus den Regionalligen Nord und Süd qualifizieren sich für die neue Profiklasse.
Überblick verloren
Beim Bestreben, dabei zu sein, haben sie in Lübeck den Überblick verloren. "Es wurde ziel- und wahllos eingekauft", sagt Peter-W. Dietrich, der seit Jahren für die Lübecker Nachrichten über den VfB schreibt. Wer sich die Transferaktivitäten von Regionalligisten anschaut, könnte dies für den Normalfall halten. Viele Klubs tauschten nicht ihre Mannschaft, sondern ihren Kader aus.
Runderneuert präsentierte sich auch Rot-Weiss Essen, der Absteiger aus der Zweiten Liga. Wie es aussieht, geht es noch eine Klasse tiefer. Sieben Punkte beträgt der Rückstand auf den zehnten Platz. Zu den sportlichen Sorgen kommen auch beim Deutschen Meister von 1955 finanzielle. Anscheinend ist noch nicht einmal mehr Geld da, um einen hauptamtlichen Trainer zu verpflichten. Jedenfalls nahm Polizeihauptkommissar Michael Kulm seinen Jahresurlaub, um den entlassenen Heiko Bonan zu ersetzen. Die Neue Rhein/Ruhr Zeitung wertete dies als Armutszeugnis: "Auch dem letzten Anhänger wird klargemacht, wie klamm man an der Hafenstraße wirklich ist."
Schlechte Nachrichten im Tagestakt
Ein paar Kilometer westlich von Essen sieht die sportliche Lage zwar deutlich besser aus, aber wirtschaftlich scheint auch einiges im Argen zu liegen. Die Rheinische Post schreibt, dass der "seit Jahren auf einem schmalen Grat wandernde Verein" Fortuna Düsseldorf in dieser Saison 5,5 Millionen Euro für die Lizenzabteilung aufwende. Vor der Spielzeit gaben die Fortunen einen Etat von 2,2 Millionen Euro an.
Im Tagestakt laufen inzwischen Meldungen über finanzielle Engpässe bei Regionalligisten ein. Dynamo Dresden muss ein Millionen-Darlehen der Stadt in Anspruch nehmen, um liquide zu sein. Auch aus dem Süden gibt es schlechte Nachrichten von Traditionsklubs. Die Stuttgarter Nachrichten schreiben, dass den Kickers 100.000 bis 200.000 Euro fehlten, um "die laufende Runde zu bestehen".
Gut möglich, dass der VfB Lübeck kein Einzelfall bleibt. Das ganz böse Erwachen droht, wenn der Strich unter den zehnten Platz gezogen wird.
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