Zu viele Flachpasslösungen?
Und bei dir zu viel Adrenalin?
Geil sogar
.
Da bin ich mal auf die ausführliche Analyse gespannt
Leider kann ich da gar nicht so viel schreiben. Mir hat einfach die generelle Haltung gefallen. Halle wurde nie in Ruhe spielen gelassen. Hohes Pressing, intensives Gegenpressing, viel Vorwärtsverteidigen, trotzdem in der Absicherung stabil. Es war im Kern ein sehr dominanter und mutiger Spielansatz, vor allem für einen Abstiegskandidaten.
Für meinen Geschmack haben wir uns dauerhaft von Halles Hektik anstecken lassen und uns dadurch größtenteils auf wildes Gepöhle eingelassen.
Ich habe es anders herum wahrgenommen. Die Unruhe ging von uns aus. Halle konnte sich oft nur mit Bolzen befreien. Und die Bälle waren dann oft wieder bei uns. Und den Ball zu haben finde ich immer gut.
Halle war eigentlich um Stabilität, Kompaktheit und Ruhe bemüht. Nachdem sie gemerkt haben, dass sie damit nicht aus der eigenen Hälfte kommen, haben sie mehr Spieler nach vorne geschickt und auch mehr gepöhlt.
Dieses Spiel gegen diesen angeschlagenen Gegner hätte man mit kühlem Kopf und unserem bisherigen Fußball unter Dotchev mMn gewinnen müssen.
Da bin ich im Kern bei dir. Es fehlte leider die richtige Balance. Unser Ansatz im eigenen Ballbesitz war zu vertikal. Fast stetig wurde der Ball nach vorne gespielt (einzig Frey mit ein paar beruhigenden Aktionen), es wurde zu viel in Umschaltmomentem mit seinen chaotischen und unsauberen Staffelungen die schnelle, riskante (oder verrückte) Lösung gesucht. Die dabei entstandenen Ballverluste wurden aber bis auf eine Phase in Halbzeit 2, als die Mannschaften beide sehr gestreckt standen und sich einen offenen Schlagabtausch lieferten, ganz gut gegengepresst. Und genau an diesem Punkt bewerte ich auch, ob so ein Spielstil Sinn macht oder nicht. Wenn du ständig in Konter läufst und du durch diesen hektischen Charakter mehr dein eigenes Tor gefährdest, ist es nicht richtig. Wenn du dir die Bälle immer wieder zurück holst, kann man es so machen. Auch wenn ich bekanntermaßen einen klareren Fussball bevorzuge.
Während die ersten Spiele unter Dotchev noch an Lieberknecht erinnerten, ist es im Moment mehr Lettieri-Fussball, nur halt in besser umgesetzt. Wenn man beide Spielstile miteinander verbindet, wäre das in meinen Augen schon ziemlich ideal. Damit meine ich nicht das zwanghafte "nach-vorne-spielen", sondern dieses aktive und dominanzbeanspruchende Vorwärtsverteidigen. Was der Mannschaft gestern fehlte, waren das kollektive Gefühl, wann man die Angriffe mal strukturierter und geordneter vorträgt. Interessanterweise sind beide Tore ganz ähnlich und genau so gefallen. Das Attackieren des Stafraums wurde mit einer gewissen Kontrolle (flach und/oder dribbelnd) vollzogen und dann auch mit Ruhe und Übersicht bis zum Abschluss zu Ende gespielt. Von solchen Momenten gab es zu wenige.
Die langen Bälle unserer IVs fand ich übrigens gar nicht verkehrt, sie wurden nur zu eindimensional geschlagen. Man muss da variabler auftreten. Gerade wenn der Gegner einen langen erwartet und sich tiefer positioniert, kann man es mal flach versuchen. Wenn der Gegner auf eine Balleroberung im Mittelfeldpressing lauert, dann den langen Ball oben drüber spielen. Auch das Andribbeln von Volkmer hat mir wieder gefallen. Da verbirgt sich viel Potential und wäre eine weitere Variante, um in die gegnerische Formation zu gelangen.
Generell hatte unser Spiel gestern zu weiten Teilen den Eindruck vermittelt, dominant genug zu sein, um diese Variabilität auch umsetzen zu können und Halle damit am Nasenring durch die Manege zu führen. Leider war man nicht in der Lage, den Spielrhythmus einheitlich und in den passenden Momenten zu switchen. Gerade auch durch das ständige Balljagen schien man diese Hektik im eigenen Ballbesitz nicht ablegen zu können.
Auch die Neigung über die AV linear die Flügel hoch zu spielen, war wieder zu erkennen. Ich glaube da auch nicht mehr an Zufälle. Ich denke, das ist so gewollt. Mir gefällt es aber nicht. Ich finde daraus ergibt sich selten Gefahr und die Bälle landen einfach zu oft beim Gegner.
Übrigens fand ich Karweina von seinem Bewegungsspiel und seinen Ideen gar nicht verkehrt. Er ist für mich schon ein passender Palacios-Ersatz. Sein Spiel litt gestern nur an einer gewissen Unsauberkeit (wobei das auf viele Spieler zutrifft und in gewisser Weise auch typisch für solch einen Fussball ist). Vielleicht kommt die Ballsicherheit mit der Spielpraxis. Mickels gestern auch vielversprechend.
Unterm Strich fällt es mir im Moment wirklich schwer zu erkennen, welchen Fussball Dotchev überhaupt anstrebt. Vielleicht ist die Variabilität auch sein Markenzeichen? Bleibt zu hoffen, dass die Mannschaft in der Lage ist, diese Variabilität umzusetzen. Gestern würde ich die Frage mit einem Jein beantworten. Ich finde trotzdem, dass die Mannschaft eine Reaktion auf das Viktoria-Spiel gezeigt hat und wieder auf dem richtigen Weg ist. Jetzt nur mit Ball wieder klarer und besser werden....