Zeigt (den) Streifen, oder: Lasst uns die Helden besingen…
Sehr geehrte Damen und Herren,
da von links und rechts gerade Fragen auf uns einprasseln, wollen wir an dieser Stelle mal ein wenig Licht ins Dunkel bringen und alles bündeln, was wir an dieser Stelle zu dem Projekt „Meidericher Vizemeister“ erzählen können. Die Hektik der letzten Wochen ließ es kaum zu, dies hier in aller Klarheit und Ausführlichkeit zu tun, so dass wir das an dieser Stelle gerne nachholen und um Nachsicht bitten, wenn hier manch einer immer noch mit Fragezeichen über dem Kopf herumrennt. Uns geht es da nicht anders, wobei unsere Kernfrage ist, wie wir jemals auf die bescheuerte Idee kommen konnten, einen solchen Irrsinn zu verzapfen und warum wir ausgerechnet auf Luettes Ansprache hörten, der uns im Februar 2013 im „Kammerstübchen“ versicherte, dass wir in drei Monaten mit der Nummer durch seien. Zwar waren wir bereits nach kurzer Zeit tatsächlich durch, aber eher mit den Nerven als mit dem Film, aber diese Geschichte werden wir vielleicht mal an anderer Stelle erzählen. Nun denn, hier also das lustige Frage-Antwort-Spiel, auf weltbekannten Homepages renommierter Nachrichtenmagazine bekannt als F.A.Q. oder
frequently asked questions. Wiederholungen bitte ich zu verzeihen, aber so haben wir alles mal auf einem Haufen. Let´s go…
Wann wird der Film auf DVD erhältlich sein?
Wie Matze bereits sagte: Konkreter als Ende April wollen wir gerade nicht werden. Zwar ist die DVD auf dem Weg zur Pressung, aber da hier schon Endversionen von Büchern altbekannter Kapitäne auf dem Postweg verschütt gegangen sind und wir aus Erfahrungen wissen, dass Deadlines beim MSV eher zu Katastrophen führen, werden wir uns hüten und hier Tag X angeben. Sollte sich der Verkauf anbahnen oder verzögern, werden wir umgehend Bescheid geben.
In welcher Auflage erscheint die DVD und wird jeder, der will, auch eine bekommen?
Ja, davon gehen wir aus. Wir haben die DVD in einer 1000-er Auflage bestellt. Sollte es tatsächlich so sein, dass noch mehr DVDs darüber hinaus gewünscht sind, ist es kein Problem, die DVD nachpressen zu lassen. Aber soweit sind wir noch ganz, ganz lange nicht, also sollten wir uns erst einmal auf diese Auflage konzentrieren.
Wie teuer ist die DVD und wo kann ich sie beziehen?
Die DVD wird in der ersten Auflage nahezu ausschließlich im Fan-Shop an der Arena erhältlich sein und kostet 20 Euro.
Na super, ich lebe in Bukarest. Muss ich jetzt extra zur Arena fahren, um mir die DVD zu besorgen?
Nein, natürlich nicht. Der MSV-Shop bietet auch Online-Bestellungen an, so dass man sich die DVD auch problemlos nach Hause liefern kann.
Warum kann ich die DVD nicht über andere Kanäle beziehen?
Das hängt – wie Matze bereits erwähnte – damit zusammen, dass sich unser Anteil am Kuchen drastisch reduziert, sobald wir andere Kanäle wie Amazon nutzen. Unsere Kuchenstücke sollten aber gerade am Anfang besonders groß sein, da wir da noch ein paar offene Rechnungen zu begleichen haben.
Wo wir gerade bei Rechnungen sind: Wie teuer war der Film und wie habt ihr ihn finanziert?
Die Kosten für den Film sind im alleruntersten fünfstelligen Bereich angesiedelt. Neben uns dreien, die wir gerade am Anfang mit unserem eigenen Geld in die Kiste einstiegen, haben wir von drei Seiten zinsfreie, risikoarme Darlehen erhalten, namentlich sind das die AXA Generalvertretung Stefan Vöhringer, Markus Räuber und Schauinsland-Reisen. Nur aufgrund der umgehenden und unkomplizierten Mithilfe dieser drei Parteien war es uns möglich, die Arbeit an diesem Film überhaupt an manchen Schnittstellen fortzusetzen. Diese Darlehen werden wir über die Verkaufserlöse nach und nach zurückzahlen.
Im untersten fünfstelligen Bereich? Das ist aber ein billiger Film.
Ja, für einen Film sehr billig. Das liegt aber weniger an dem Film als eher daran, dass wir drei eine devote Ader haben und uns entschieden, ein Jahr lang das Leben von Wanderarbeitern, Zwangsprostituierten und Lohnsklaven zu führen, anders ist das nicht zu erklären. Oder übersetzt: Drei Leute haben x-Stunden (ich wills nicht wissen…) an diesem Film gearbeitet und werden dafür leider, leider nicht monetär entlohnt, so dankbar mein Dispo dafür wäre. Hätte man uns bezahlt, wäre dieses Projekt in keinster Weise zu realisieren gewesen. Sowohl wir wie auch die Darlehensgeber verfolgen mit dem Film keinerlei Gewinnerzielungsabsicht, aber das sollte man, wenn man mit dem gegenwärtigen MSV zu tun hat, eh nicht in Betracht ziehen

…
Wenn ihr es nicht wegen des Geldes gemacht habt, warum denn dann?
Dieser Film verfolgt ein paar Stränge. Zum einen soll er die Geschichte der 63er-Mannschaft erzählen, welche im ersten Jahr der Bundesliga für Furore sorgte und dessen Kern aus neun Meiderichern bestand. Dieser Mannschaft ist lange Zeit nicht das zuteil geworden, was sie schon lange verdient hatte. Manch einer der Helden von damals wurde über die Leisten gezogen, die meisten von ihnen wurden einfach ignoriert und vom Verein alleine gelassen. Mit dem Film wollten wir dieser Mannschaft ein Denkmal setzen und dafür sorgen, dass man sie nie wieder vergisst. Um dieses Ziel zu erreichen muss der Film dort landen, wo er hingehört, nämlich in den Händen und Köpfen der Fans des MSV Duisburg. Erst wenn der Film dort angenommen wird und sich in „Netzhaut und Seele“ (M.Z.) einbrennt, können wir beide Ziele erreichen, nämlich sowohl den 63ern wie auch den Fans des MSV den Stolz auf diesen Erfolg zurückzugeben und denen Gesichter zu geben, die man lange Zeit im Stich ließ. Der Wind hat sich nicht nur bei uns dreien und vielen anderen schon lange gedreht, auch im Verein sitzen genug Leute, die überhaupt keine Lust mehr auf Putzfrauen-Folklore haben und die genau dasselbe Ziel verfolgen. Und das ist gut so.
Das ist nobel von euch. Ich will euch unterstützen und werde den Film ungefähr 253-mal brennen und in der Kurve verteilen. Dazu eine Frage: Darf ich den Film auch auf YouTube hochladen?
Pass mal auf, Kollege. Ich weiß ja nicht, was du so den lieben, langen Tag machst, aber ich setze bestimmt nicht täglich meine Unterschrift unter drei Verträge, wo Summen draufstehen, mit denen Leute, die ihren Führerschein noch besitzen, ihren nächsten Kleinwagen finanzieren. Es wäre also mehr als fair, wenn du solche Gedanken für längere Zeit erst einmal aus deinem Schädel verbannst oder dir wenigstens die Finger abfaulen, wenn du es dann doch tun solltest. Mal in nackten Zahlen ausgedrückt und Stand jetzt: Wir sind überm Berg, wenn wir um die 700 Exemplare unters Volk gebracht haben. Erst wenn wir das geschafft haben, können wir überhaupt darüber nachdenken, ob wir solch eine Nummer noch einmal durchziehen.
Hast du dich gerade selbst angeschrien?
Schnauze.
Ok, andere Frage: Warum habt ihr den Film nur privat aufgeführt? Es gab nirgendwo Karten für die Premiere!
Bei der Premiere ging es in erster Linie darum, allen Mitwirkenden, Helfern und Unterstützern den Film vorzuführen und uns zu bedanken. Da wir Nolden und co. keine Vorgaben machten, wie viele Verwandte sie mitbringen durften und ebenfalls den Wünschen der Förderer entgegenkommen wollten, war der Saal innerhalb kurzer Zeit nahezu voll. Ebenfalls mussten/wollten wir die Presse einladen, damit der Film bekannt gemacht wird, denn nur wenn er bekannt ist, wird er gekauft, und nur wenn er gekauft wird, kann dieses Projekt funktionieren. Dazu hatten wir drei ein kleines Privatkontingent an Karten, welches jeder für sich verteilte wie er wollte. Der eine lud seine Familie ein, der andere Leute aus der Fan-Szene. Dass wir Restkarten nicht öffentlich anboten, hat damit zu tun, dass die Lizenzgebühren, die wir aufgrund der Verwendung von Spielszenen an die DFL zahlen mussten, angestiegen wären, wenn wir den Film öffentlich vorgeführt hätten.
Das ist aber schade. Gerade so ein Film sollte doch in einer Gemeinschaft genossen werden, oder?
Yep, das haben wir – spätestens am Premierentag – auch erkannt. Und nicht nur wir, sondern auch Kai Gottlob als Geschäftsführer des Filmforums und andere Leute. Wir arbeiten dran und wir werden, sobald wir öffentliche Vorführungen organisiert haben, hier frühzeitig Bescheid geben.
Der MSV ist ja dafür bekannt, von Natur aus gegen die Fans zu arbeiten. Welche Waffen und Druckmittel habt ihr eingesetzt, um den Willen der Verantwortlichen zu brechen?
Wir sind da ziemlich gewieft vorgegangen. Unsere erste Taktik bestand darin, den Verantwortlichen das Projekt vorzustellen und mal zu fragen, ob man uns helfen würde. Crazy, oder? Nun ja, verrückte Zeiten brauchen verrückte Ideen. Unsere Schnellfeuerwaffen hießen Freundlichkeit, Leidenschaft und Kooperationswillen. Oder mal anders und in aller Deutlichkeit: Sowohl Christian Ellmann (Fanbeauftragter) wie auch Christian Tölle (Abteilungsleiter Merchandise) wie auch Martin Haltermann (Pressesprecher) haben jederzeit alles dafür getan, dass wir unser Ziel weiterverfolgen konnten und gemeinsam mit uns nach Lösungen gesucht, sobald wir auf die ersten Eisberge zusteuerten. Ohne den MSV und seine Leute wäre dieses Projekt ebenfalls nicht zu stemmen gewesen. Den MSV, der solche Dinge ignoriert oder gar dagegen arbeitet, kennen wir nicht.
Habt ihr weitere Unterstützung erhalten?
Als die Nummer irgendwann richtig ins Rollen kam und es im Laufe der Zeit so aussah, als würde dieser Plan von drei Wahnsinnigen tatsächlich zu machen sein, war Schluss mit lustig, oder übersetzt: Es haben ALLE mitgezogen. Und wie. Das ging – wie erwähnt – über den MSV selbst und die Darlehensgeber hinüber zu Leuten wie Günter Preuß und den Krämer-Brüdern, die uns bei den Ehemaligen die Tore aufstießen, Kontakte bereitstellten und uns mit Material aus ihren Privatarchiven versorgten. Ralf Heuser vom Stadtarchiv hat die Jungs außerhalb der Öffnungszeiten in die Archive gelassen, Wolfgang Berndsen die Dachkammer geöffnet und den Blick auf die Vergangenheit freigelegt. Nur mit der Unterstützung vieler helfender Hände und nur mit vielen breiten Schultern, die sich hinter uns stellten, haben wir das Ding hinbekommen. Es kam oft genug vor, dass sich plötzlich ein Haufen neuer Probleme vor uns auftürmte, von GEMA bis DFL und anderen Dingen, von deren Existenz wir vorher keinerlei Ahnung hatten. Aber immer hatten wir Leute hinter uns, die sich andockten oder uns anschoben, damit wir weitermachen und so dem Ziel Schritt für Schritt näherkommen konnten. Nur aufgrund dieser Menschen konnten wir überhaupt die Zuversicht entwickeln, es tatsächlich zu schaffen. Diese Leute vertrauten uns und alleine das war schon Ansporn genug, die Nummer hier durchzuziehen. Und ohne dass man es zu 100% vergleichen kann und ohne anmaßend klingen zu wollen: Ich glaube, dass es eine ähnliche Kraft ist wie die, welche die 63er auszeichnete. Es ist eine ähnliche Kraft wie die, welche Michael Tönnies half wieder ins Leben zu finden, welche die letzten zehn Minuten von Berlin auszeichnete und welche uns durch den letzten Sommer trug, als es hier plötzlich ganz dunkel wurde und die Fans auf der einen Seite und ein paar Vollzeitverrückte auf der anderen Seite das Zepter in die Hand nahmen und dafür sorgten, dass dieser Verein weiter existieren konnte . Ohne diese Energie wären wir in der ersten Kurve schon aus der Bahn geflogen und daher: Danke an alle für alles. Ohne diese blauweißen Seelen wäre das alles nicht möglich gewesen. Das ist nun mal so. Punkt.
Eine abschließende Frage: Im Film kommt ja diese ultracoole Musik vor? Welche Band ist das?
Die Beatles, du Vogel. Herrje, das sind die großen Los Placebos, eine Ska-Band, durchsetzt mit blauweißem Blut. In letzter Zeit zuviel Dagmar Albert Horn gehört, oder was?
Ah, ok. Nun gut, ich glaube, das war es dann schon. Wie geht’s eigentlich Luette?
Der Kerl ist zwei Tage nach der Premiere nach Guatemala geflogen, das letzte, was wir hörten, war, dass er mit einer kolumbianischen Prostituierten in einer Dorfkneipe nackt auf dem Tisch getanzt haben soll. Also alles beim Alten. Erfahrungsgemäß findet er auch wieder nach Hause. Muss er auch, denn wir brauchen den Kerl. Er ist ein blauweißer Held, einer von den ganz großen Jungs.
Hast du dich jetzt wirklich die ganze Zeit mit dir selbst unterhalten?
Müssen wir das thematisieren?
So, genug des Irrsinns. Ich glaube, dass wir jetzt erst einmal alles beantwortet haben, über alle weiteren Verwicklungen und Wirrungen halten wir alle auf dem Laufenden. Bis zur Premiere war es ein Abenteuer allererster Güte, aber wir müssen dennoch noch ein wenig auf Strecke bleiben, um die Nummer in aller Konsequenz über die Bühne zu bringen. Aber angesichts dessen, was bisher passiert ist, bin ich zuversichtlich, dass wir den Laden hier gemeinsam rocken. Bei Fragen und Anmerkungen stehen Matze und ich dauerhaft zur Verfügung.
Besten Gruß aus Neudorf
Micha