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Faxe
Gewalt durch Hooligans
In einer Studie wurden der „Hooliganismus“ in Deutschland sowie die Wirkungen von Repressionen, Kontrolle und Fanarbeit untersucht.
Die Gewalt im Umfeld von Fußballspielen („Hooliganismus“) ist ein gravierendes Problem für die Bevölkerung und die Sicherheitsorgane. Vorfälle wie bei der Fußballweltmeisterschaft 1998 in Frankreich gaben Anlass, die nationalen und internationalen Präventionsbemühungen zu verstärken. Auch an neueren wissenschaftlichen Erkenntnissen zum Hooliganismus besteht Bedarf.
Vor diesem Hintergrund gab das Bundesministerium des Innern ein Projekt in Auftrag, das 1999 bis 2000 an der Universität Erlangen-Nürnberg durchgeführt wurde.
Die Studie bestand aus drei Teilen:
Phänomene und Verbreitung
Aus der Sicht der Experten gibt es keinen festen Begriff des Hooliganismus. Im Kern handelt es sich um Gewalttaten etwa 15 bis 35 Jahre alter Männer, die in Gruppen geschehen, sich gegen ähnlich motivierte Gegner richten, spontan oder organisiert sind und mehr oder weniger im Kontext von Fußballspielen stattfinden. Daneben gibt es Hooligan-Gewalt ohne Bezug zu Sportveranstaltungen, Angriffe auf Dritte (Polizeibeamte, Unbeteiligte) und Schlägereien zwischen Einzelnen.
Uneinheitlich wird auch das Verhältnis der Hooligans zum Fußball gesehen. Entgegen verbreiteten Stereotypen sind die von uns Untersuchten aber meistens in den lokalen Fan-Szenen aufgewachsen und interessieren sich sehr für den Sport.
Die geschätzte Zahl der Hooligans bei einem Spitzenspiel variiert je nach Verein zwischen 0 und 280. Zusammen mit den „Problemfans“ ergibt sich insgesamt ein Potenzial von 3000 bis 6000 Gewaltbereiten. Die von uns befragten Hooligans haben im Durchschnitt an etwa 80 „Fights“ teilgenommen.
Etwa die Hälfte der Experten nimmt einen Anstieg der Hooligan-Zahlen wahr. Gleichzeitig sind aber über zwei Drittel der Meinung, dass die spontanen und abgesprochenen Hooligan-Kämpfe abgenommen haben. Diese Einschätzung wird von den Hooligans geteilt.
Es bestehen jedoch von Stadt zu Stadt große Unterschiede in den Hooligan-Aktivitäten. Die Gründe hierfür sind vielfältig, zum Beispiel lokale Traditionen, Feindschaften zwischen Vereinen, der Ruf in der Szene, einzelne Führungspersonen, das Nachwuchspotenzial oder Überschneidungen mit anderen Szenen (Skinheads, Rotlicht, Kampfsport, Türsteher, Rechtsradikale). Gewisse Unterschiede deuten sich auch im Ost-West-Vergleich an.
Von den Experten wird teilweise eine Brutalisierung der Kämpfe festgestellt, vor allem bei den jüngeren Hooligans. Der „Ehrenkodex“, nach dem man keine Waffen einsetzt, nicht auf am Boden liegende Opfer einschlägt und sich nur mit gleichstarken Gegner prügelt, ist aufgeweicht. Nach den Angaben der Hooligans hält sich nur ein kleiner Teil stets an derartige Regeln, die mehr Mythos als Realität zu sein scheinen.
Auf nationaler Ebene erwartet die Mehrzahl der Experten in der Bundesliga eine Stagnation oder langsame Abnahme der Ausschreitungen. Als wahrscheinlich gilt eine weitere Verlagerung in die dritten und vierten Ligen, wo die Sicherheits- und Präventionsstandards noch weniger ausgeprägt sind. Gleichzeitig wird im internationalen Bereich mit seltenen, aber sehr gravierenden Gewalttätigkeiten gerechnet. Einig ist man sich darin, dass der Hooliganismus nicht zum Erliegen kommt.
Motive und Ursachen
Zentrale Motive sind aus der Sicht der Hooligans das „Kick“-Erlebnis und der Spaß an der Gewalt. Der Wunsch, sich mit Gleichgesinnten zu messen, extreme emotionale Erfahrungen zu machen und sich mit der Staatsmacht zu reiben, gehören ebenfalls dazu. Diese Bedürfnisse sind eingebettet in eine deutlich ausgeprägte allgemeine Aggressivität, Erregbarkeit und emotionale Labilität. Hinzu kommen Impulsivität und die Suche nach Nervenkitzel.
Wenngleich es auch sehr intelligente Hooligans gibt, liegt die Gruppe insgesamt etwas unterhalb des Bevölkerungsdurchschnitts. Oft bestanden bereits Probleme in der Herkunftsfamilie (zum Beispiel elterliche Scheidung, Heimaufenthalt; aggressive, nachlässige, überstrenge, verwöhnende oder inkonsistente familiäre Erziehung; Alkoholismus, Arbeitslosigkeit). Zwar erreichten die meisten einen Schulabschluss, doch hatten viele Leistungsprobleme oder schwänzten die Schule. Etwa zwei Drittel haben eine absteigende berufliche Laufbahn (zum Beispiel abgebrochene Lehre) und erlebten längere Zeiten der Arbeitslosigkeit.
In jenen Fällen, in denen der familiäre Hintergrund oder der Berufsweg unauffällig sind, bestehen ausgeprägte Neigungen zur Aggressivität beziehungsweise Persönlichkeitsstörungen. Bei der Mehrheit der Hooligans kam es zu einem erheblichen Alkohol- und Drogenmissbrauch sowie zu zahlreichen Eigentums- und Raubdelikten. Zwei Drittel sind auch ohne Bezug zum Hooliganismus vorbestraft. Politisch schildern sich die Hooligans überwiegend als rechtsorientiert oder desinteressiert.
Ein kleiner Teil ist der rechtsextremistischen Szene zuzuordnen. Innerhalb der Gruppe sind die Anführer intelligenter, beruflich besser verankert und zufriedener, aber auch ungehemmter und stärker soziopathisch als die übrigen Mitglieder des harten Kerns und die Mitläufer. Insgesamt sind die psychosozialen Merkmale der Hooligans ähnlich wie bei anderen jungen Gewalttätern. Auf der Basis dieser allgemeinen Risiken für den Anschluss an delinquente Gruppen scheinen das Interesse am Fußballsport und die Fankultur zum speziellen Weg in die Hooligan-Szene geführt zu haben.
Die Ergebnisse sprechen somit gegen die These, dass es sich bei Hooligans um psychosozial unauffällige Personen handelt, die in einer Art Doppelexistenz nur am Wochenende ihre Aggressionsbedürfnisse ausleben. Zwar gibt es auch im täglichen Leben gut eingebundene Hooligans. Nach unserer Studie sind solche Fälle aber rar.
Prävention und Intervention
Aus polizeilicher Sicht sind die lückenlose Begleitung des harten Kerns durch szenekundige Beamte, kurze Kommunikationswege zwischen allen für die Sicherheit Zuständigen, der Ausbau der „Straftäterdatei Sport“, eine niedrige Einschreitschwelle und eine konsequente Strafverfolgung sowie Meldeauflagen und Reiseverbote besonders erfolgreich. Auch (bundesweite) Stadion-Verbote, die Fantrennung innerhalb und außerhalb der Stadien, die EDV-gesteuerte Sitzplatzvergabe und die Videobeobachtung sind aus der Sicht der Experten effektiv.
Von den Hooligans werden besonders Geld- und Haftstrafen, der Einsatz szenekundiger Beamter, Stadionverbote und die Arbeit von Fan-Projekten als wirkungsvoll eingeschätzt. Die präventiven Ansätze der Fan-Projekte umfassen unter anderem Einzelfallhilfen, gruppenpädagogische Maßnahmen sowie allgemeine Beziehungs- und Freizeitangebote.
Die Maßnahmen lassen sich zu den drei Bereichen „Repression“, „Kontrolle“ und „Fanarbeit“ zusammenfassen. Repression und Kontrolle korrelieren hoch miteinander.
Zwischen den Städten beziehungsweise Vereinen bestehen Unterschiede, inwieweit die drei Konzepte als effektiv beurteilt und umgesetzt werden. Die Wirkungsbeurteilungen zur Repression und Kontrolle sind nicht konträr zu denen der Fanarbeit, sondern davon unabhängig. Bei der Umsetzung ist es sogar so, dass in Orten, in denen man relativ stark Repression und Kontrolle betont, man auch mehr auf Fanarbeit setzt.
Die Effektivitätsbeurteilung und lokale Umsetzung von einzelnen Maßnahmen hängen mit dem jeweiligen Ausmaß des Hooligan-Problems zusammen: Dort, wo Repression und die Kontrolle als relativ wirksam eingeschätzt und stärker umgesetzt werden, haben die Experten in der jüngsten Vergangenheit weniger Hooligankämpfe beobachtet als an anderen Orten. Man nimmt dort auch eine längerfristig abnehmende Tendenz wahr.
Die Umsetzung der Fanarbeit korreliert ebenfalls leicht mit einer lokalen Verringerung des Problems. Dies spricht gegen eine Polarisierung zwischen verschiedenen Präventionskonzepten und für „konzertierte Aktionen“. Inwieweit die Zusammenhänge echte Kausaleffekte oder nur die Wahrnehmungen der Experten widerspiegeln, muss offen bleiben.
Erwartungsgemäß unterscheiden sich die befragten Expertengruppen in ihrer Bewertung einzelner Maßnahmen: Seitens der Polizei und Vereinsvertreter werden mehr repressive, seitens der Fan-Projekte mehr sozial-präventive Ansätze bevorzugt. Dies ist aufgrund der unterschiedlichen beruflichen Sozialisation und Institutionszugehörigkeit verständlich. Unsere Ergebnisse legen jedoch nahe, sich in allen Bereichen verstärkt um Kooperation und Qualitätssicherung zu bemühen. In der Studie werden weitere Vorschläge zur Prävention und Intervention gemacht.
In einer Studie wurden der „Hooliganismus“ in Deutschland sowie die Wirkungen von Repressionen, Kontrolle und Fanarbeit untersucht.
Die Gewalt im Umfeld von Fußballspielen („Hooliganismus“) ist ein gravierendes Problem für die Bevölkerung und die Sicherheitsorgane. Vorfälle wie bei der Fußballweltmeisterschaft 1998 in Frankreich gaben Anlass, die nationalen und internationalen Präventionsbemühungen zu verstärken. Auch an neueren wissenschaftlichen Erkenntnissen zum Hooliganismus besteht Bedarf.
Vor diesem Hintergrund gab das Bundesministerium des Innern ein Projekt in Auftrag, das 1999 bis 2000 an der Universität Erlangen-Nürnberg durchgeführt wurde.
Die Studie bestand aus drei Teilen:
- Bundesweit wurden 24 Gruppendiskussionen durchgeführt, an denen 205 Hooliganismus-Experten der Polizei, des BGS, der Vereine, der Fan-Projekte, der Kommunen und der Justiz teilnahmen.
- Die Ergebnisse der Diskussionen wurden in einem Fragebogen strukturiert, den 172 Experten individuell beantworteten.
- Mit 33 Hooligans (Anführer, weitere Mitglieder des harten Kerns und Mitläufer) wurden Intensiverhebungen mittels Interviews, Fragebögen und Tests durchgeführt.
Phänomene und Verbreitung
Aus der Sicht der Experten gibt es keinen festen Begriff des Hooliganismus. Im Kern handelt es sich um Gewalttaten etwa 15 bis 35 Jahre alter Männer, die in Gruppen geschehen, sich gegen ähnlich motivierte Gegner richten, spontan oder organisiert sind und mehr oder weniger im Kontext von Fußballspielen stattfinden. Daneben gibt es Hooligan-Gewalt ohne Bezug zu Sportveranstaltungen, Angriffe auf Dritte (Polizeibeamte, Unbeteiligte) und Schlägereien zwischen Einzelnen.
Uneinheitlich wird auch das Verhältnis der Hooligans zum Fußball gesehen. Entgegen verbreiteten Stereotypen sind die von uns Untersuchten aber meistens in den lokalen Fan-Szenen aufgewachsen und interessieren sich sehr für den Sport.
Die geschätzte Zahl der Hooligans bei einem Spitzenspiel variiert je nach Verein zwischen 0 und 280. Zusammen mit den „Problemfans“ ergibt sich insgesamt ein Potenzial von 3000 bis 6000 Gewaltbereiten. Die von uns befragten Hooligans haben im Durchschnitt an etwa 80 „Fights“ teilgenommen.
Etwa die Hälfte der Experten nimmt einen Anstieg der Hooligan-Zahlen wahr. Gleichzeitig sind aber über zwei Drittel der Meinung, dass die spontanen und abgesprochenen Hooligan-Kämpfe abgenommen haben. Diese Einschätzung wird von den Hooligans geteilt.
Es bestehen jedoch von Stadt zu Stadt große Unterschiede in den Hooligan-Aktivitäten. Die Gründe hierfür sind vielfältig, zum Beispiel lokale Traditionen, Feindschaften zwischen Vereinen, der Ruf in der Szene, einzelne Führungspersonen, das Nachwuchspotenzial oder Überschneidungen mit anderen Szenen (Skinheads, Rotlicht, Kampfsport, Türsteher, Rechtsradikale). Gewisse Unterschiede deuten sich auch im Ost-West-Vergleich an.
Von den Experten wird teilweise eine Brutalisierung der Kämpfe festgestellt, vor allem bei den jüngeren Hooligans. Der „Ehrenkodex“, nach dem man keine Waffen einsetzt, nicht auf am Boden liegende Opfer einschlägt und sich nur mit gleichstarken Gegner prügelt, ist aufgeweicht. Nach den Angaben der Hooligans hält sich nur ein kleiner Teil stets an derartige Regeln, die mehr Mythos als Realität zu sein scheinen.
Auf nationaler Ebene erwartet die Mehrzahl der Experten in der Bundesliga eine Stagnation oder langsame Abnahme der Ausschreitungen. Als wahrscheinlich gilt eine weitere Verlagerung in die dritten und vierten Ligen, wo die Sicherheits- und Präventionsstandards noch weniger ausgeprägt sind. Gleichzeitig wird im internationalen Bereich mit seltenen, aber sehr gravierenden Gewalttätigkeiten gerechnet. Einig ist man sich darin, dass der Hooliganismus nicht zum Erliegen kommt.
Motive und Ursachen
Zentrale Motive sind aus der Sicht der Hooligans das „Kick“-Erlebnis und der Spaß an der Gewalt. Der Wunsch, sich mit Gleichgesinnten zu messen, extreme emotionale Erfahrungen zu machen und sich mit der Staatsmacht zu reiben, gehören ebenfalls dazu. Diese Bedürfnisse sind eingebettet in eine deutlich ausgeprägte allgemeine Aggressivität, Erregbarkeit und emotionale Labilität. Hinzu kommen Impulsivität und die Suche nach Nervenkitzel.
Wenngleich es auch sehr intelligente Hooligans gibt, liegt die Gruppe insgesamt etwas unterhalb des Bevölkerungsdurchschnitts. Oft bestanden bereits Probleme in der Herkunftsfamilie (zum Beispiel elterliche Scheidung, Heimaufenthalt; aggressive, nachlässige, überstrenge, verwöhnende oder inkonsistente familiäre Erziehung; Alkoholismus, Arbeitslosigkeit). Zwar erreichten die meisten einen Schulabschluss, doch hatten viele Leistungsprobleme oder schwänzten die Schule. Etwa zwei Drittel haben eine absteigende berufliche Laufbahn (zum Beispiel abgebrochene Lehre) und erlebten längere Zeiten der Arbeitslosigkeit.
In jenen Fällen, in denen der familiäre Hintergrund oder der Berufsweg unauffällig sind, bestehen ausgeprägte Neigungen zur Aggressivität beziehungsweise Persönlichkeitsstörungen. Bei der Mehrheit der Hooligans kam es zu einem erheblichen Alkohol- und Drogenmissbrauch sowie zu zahlreichen Eigentums- und Raubdelikten. Zwei Drittel sind auch ohne Bezug zum Hooliganismus vorbestraft. Politisch schildern sich die Hooligans überwiegend als rechtsorientiert oder desinteressiert.
Ein kleiner Teil ist der rechtsextremistischen Szene zuzuordnen. Innerhalb der Gruppe sind die Anführer intelligenter, beruflich besser verankert und zufriedener, aber auch ungehemmter und stärker soziopathisch als die übrigen Mitglieder des harten Kerns und die Mitläufer. Insgesamt sind die psychosozialen Merkmale der Hooligans ähnlich wie bei anderen jungen Gewalttätern. Auf der Basis dieser allgemeinen Risiken für den Anschluss an delinquente Gruppen scheinen das Interesse am Fußballsport und die Fankultur zum speziellen Weg in die Hooligan-Szene geführt zu haben.
Die Ergebnisse sprechen somit gegen die These, dass es sich bei Hooligans um psychosozial unauffällige Personen handelt, die in einer Art Doppelexistenz nur am Wochenende ihre Aggressionsbedürfnisse ausleben. Zwar gibt es auch im täglichen Leben gut eingebundene Hooligans. Nach unserer Studie sind solche Fälle aber rar.
Prävention und Intervention
Aus polizeilicher Sicht sind die lückenlose Begleitung des harten Kerns durch szenekundige Beamte, kurze Kommunikationswege zwischen allen für die Sicherheit Zuständigen, der Ausbau der „Straftäterdatei Sport“, eine niedrige Einschreitschwelle und eine konsequente Strafverfolgung sowie Meldeauflagen und Reiseverbote besonders erfolgreich. Auch (bundesweite) Stadion-Verbote, die Fantrennung innerhalb und außerhalb der Stadien, die EDV-gesteuerte Sitzplatzvergabe und die Videobeobachtung sind aus der Sicht der Experten effektiv.
Von den Hooligans werden besonders Geld- und Haftstrafen, der Einsatz szenekundiger Beamter, Stadionverbote und die Arbeit von Fan-Projekten als wirkungsvoll eingeschätzt. Die präventiven Ansätze der Fan-Projekte umfassen unter anderem Einzelfallhilfen, gruppenpädagogische Maßnahmen sowie allgemeine Beziehungs- und Freizeitangebote.
Die Maßnahmen lassen sich zu den drei Bereichen „Repression“, „Kontrolle“ und „Fanarbeit“ zusammenfassen. Repression und Kontrolle korrelieren hoch miteinander.
Zwischen den Städten beziehungsweise Vereinen bestehen Unterschiede, inwieweit die drei Konzepte als effektiv beurteilt und umgesetzt werden. Die Wirkungsbeurteilungen zur Repression und Kontrolle sind nicht konträr zu denen der Fanarbeit, sondern davon unabhängig. Bei der Umsetzung ist es sogar so, dass in Orten, in denen man relativ stark Repression und Kontrolle betont, man auch mehr auf Fanarbeit setzt.
Die Effektivitätsbeurteilung und lokale Umsetzung von einzelnen Maßnahmen hängen mit dem jeweiligen Ausmaß des Hooligan-Problems zusammen: Dort, wo Repression und die Kontrolle als relativ wirksam eingeschätzt und stärker umgesetzt werden, haben die Experten in der jüngsten Vergangenheit weniger Hooligankämpfe beobachtet als an anderen Orten. Man nimmt dort auch eine längerfristig abnehmende Tendenz wahr.
Die Umsetzung der Fanarbeit korreliert ebenfalls leicht mit einer lokalen Verringerung des Problems. Dies spricht gegen eine Polarisierung zwischen verschiedenen Präventionskonzepten und für „konzertierte Aktionen“. Inwieweit die Zusammenhänge echte Kausaleffekte oder nur die Wahrnehmungen der Experten widerspiegeln, muss offen bleiben.
Erwartungsgemäß unterscheiden sich die befragten Expertengruppen in ihrer Bewertung einzelner Maßnahmen: Seitens der Polizei und Vereinsvertreter werden mehr repressive, seitens der Fan-Projekte mehr sozial-präventive Ansätze bevorzugt. Dies ist aufgrund der unterschiedlichen beruflichen Sozialisation und Institutionszugehörigkeit verständlich. Unsere Ergebnisse legen jedoch nahe, sich in allen Bereichen verstärkt um Kooperation und Qualitätssicherung zu bemühen. In der Studie werden weitere Vorschläge zur Prävention und Intervention gemacht.